Marie Schölzel: „Jeder Mensch sollte sich ein Puzzle kaufen“
(Foto: Flo Treiber) Mit der EuroVolley 2023 in Düsseldorf (17. bis 24. August) wartet ein absolutes Highlight auf die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Erstmals seit zehn Jahren findet eine EM wieder im eigenen Land statt. Wir stellen alle Spielerinnen in einer kleinen Serie vor. Weiter geht es mit Mittelblockerin Marie Schölzel.Mit 154 Einsätzen in der A-Nationalmannschaft ist Marie Schölzel aktuell die erfahrenste Spielerin der DVV-Frauen. Mit ihren 26 Jahren hat sie bereits viel erlebt, ein einzelnes Highlight kann und will sie jedoch nicht herauspicken. „Es gab so viele schöne Momente auf und neben dem Feld“, sagt die Mittelblockerin. Da ist zum Beispiel der Sieg im Halbfinale der Olympiaqualifikation 2020, wo Deutschland die Niederländerinnen zuhause „absolut rasiert“ haben. Oder ein „krasses Fünfsatzspiel“ gegen Russland bei einer EM, dass die DVV-Frauen gewannen. Und natürlich die Mannschaft an sich. „Ich habe mich dieses Jahr sehr auf die Nationalmannschaft gefreut, weil wir eine coole Teamatmosphäre haben und man sich einfach wohlfühlt“, berichtet Marie Schölzel.
Dass sie einmal für Deutschland auflaufen würde, hatte sie jedoch selbst lange nicht gedacht. Die Berlinerin kommt nicht aus einer Volleyballfamilie, überhaupt war Leistungssport zuhause nie ein Thema. Doch Marie Schölzel wurde bereits in der Grundschule gesichtet und ehe sie sich versah, war sie Profi. „Ich wollte schon immer gerne Sportlerin werden, aber ich habe ganz lange nicht daran geglaubt, dass ich es schaffen könnte“, erzählt die 26-Jährige. In ihrer Jugend haben sich dann plötzlich Chancen ergeben, die sie sofort genutzt hat. „Und irgendwie war ich dann Profi, bevor ich realisiert habe, dass ich es wirklich sein kann.“
Als Mittelblockerin spielt Marie Schölzel auf einer Position, die im Volleyball eher wenig Glanz versprüht. „Wen es mal nicht läuft, kann man leider oft nicht so viel Einfluss auf das Spiel nehmen“, gibt die 154-fache Nationalspielerin zu. Ein weiterer Nachteil: Mittelblocker stehen auf der Gehaltsliste recht weit unten – „auch wenn das natürlich für niemanden das ausschlaggebende Argument ist“. Trotz der Nachteile liebt die Mittelblockerin ihre Position: „Ein Blockpunkt ist der coolste Punkt, den du im Volleyball machen kannst, das macht einfach richtig Spaß.“
Um vom Sport abzuschalten, puzzelt Marie Schölzel leidenschaftlich gerne. Egal ob 1000 oder 2000 kleine Teile, die Berlinerin setzt geduldig Stück für Stück zusammen. „Ich mache das einfach sehr gerne, vor allem in den Wintermonaten“, erzählt sie mit einem leuchten in den Augen. Die Kommode in ihrer Wohnung ist zur Hälft mit Puzzle belegt. Auch ihre Familie ist im Puzzle-Fieber, während der Corona-Pandemie nahmen sie sich das 5000er von Disney vor. Doch damit nicht genug: „Mein langersehntes Ziel als Familien-Projekt ist das 40.000er von Disney.“
Allerdings scheitert es bisher am Platzmangel – das Panoramapuzzle ist mit fast sieben Metern Länge und knapp zwei Metern Breite so groß wie eine Einzelgarage. „Wir wissen noch nicht, wo wir das puzzeln sollen“, sagt Marie Schölzel. „Aber wir werden es definitiv irgendwann mal machen.“ Die 26-Jährige möchte auch andere Menschen von ihrer Leidenschaft begeistern. „Immer, wenn Freunde bei mir sind, fangen alle direkt an, mitzupuzzeln und haben Spaß.“ Viele Leute würden nur gar nicht auf die Idee kommen, sich selbst ein Puzzle zu kaufen. Dabei habe man immer ein schnelles Erfolgserlebnis, müsse aber gleichzeitig geduldig sein. „Jeder Mensch sollte sich ein Puzzle kaufen“, appelliert sie.
Wenn Marie Schölzel nicht am Puzzeln ist oder in der Halle steht, treibt sie ihr Wirtschaftsinformatik-Studium voran – was sich nicht ganz einfach gestaltet. „Für meinen Bachelorabschluss bräuchte ich für die Prüfungstermine Zeit, für die Seminararbeit sogar drei Tage am Stück“, sagt die Mittelblockerin. Im Leben einer Profisportlerin ein schwieriges Unterfangen. Bis es soweit ist startet sie daher schonmal ihren Master. Aktuell liegt ihr voller Fokus aber auf der anstehenden Europameisterschaft in Düsseldorf. „Ich hoffe auf eine volle Halle, ein Turnier zuhause ist einfach nochmal was anderes“, freut sich Marie Schölzel.