Studien

Dierkes, E./Keck. S.: Ehrenamtliche Mitarbeit im Sportverein. In: Sportwissenschaft 21, 3/1991
Diese Fallstudie ist im Rahmen eines Projektes entstanden, das die Autoren in Zusammenarbeit mit dem TSV Kusterdingen, einem mehrspartigen Sportverein mittlerer Größe in Baden-Württemberg durchgeführt haben. Im Vordergrund stehen die Auswirkungen des Strukturwandels der Sportvereine auf die ehrenamtliche Mitarbeit. Die präzise Analyse der Mitarbeitersituation stellt einen Untersuchungsschwerpunkt dar, denn noch immer werden die ehrenamtlichen Mitarbeiter - neben den Mitgliedsbeiträgen - als die zentrale Ressource bezeichnet. Exemplarisch am speziellen Fall des TSV Kusterdingen ist die Verdreifachung der Mitgliederzahlen und damit der Anstieg der Zahl der unterschiedlichsten Sportgruppen und Abteilungen untersucht worden. Die Autoren analysieren u.a. den Zusammenhang zwischen sportlichem und ehrenamtlichen Engagement und die Auswirkungen unter den veränderten Funktionen und Strukturen im Sportverein. Ergänzend dazu sind die Motive für ehrenamtliche Mitarbeit erforscht worden.


Heinemann, K./Schubert, M.: Ehrenamtlichkeit und Hauptamtlichkeit in Sportvereinen – Eine empirische Studie zur Professionalisierung am Beispiel eines ABM-Programms. 1992
Mit diesen Problemen beschäftigt sich diese empirische Studie. Anhand einer Befragung von ca. 870 Sportvereinen in Norddeutschland und der wissenschaftlichen Begleitung eines ABM-Modelversuchs in Hamburg, der die Einstellung von 100 ABM-Kräften in einzelnen Sportvereinen ermöglichte, konnten folgende Fragen beantwortet werden: Welche Veränderungen bewirkt eine Beschäftigung hauptamtlicher Mitarbeiter/innen, wie wandeln sich Aufgabenerfüllung, Entscheidungsstruktur bzw. Einstellung der Mitglieder? Wie bewältigen die Mitglieder ihre Aufgaben, welchen Schwierigkeiten sind sie ausgesetzt? Welches sind die Bedingungen einer erfolgreichen Beschäftigung hauptamtlicher Mitarbeiter/innen?


Jütting, D.H.: Sportvereine in Münster. 1994
Die Stadt Münster hat das Institut für Sportkultur und Weiterbildung (ISW) im Jahre 1992 beauftragt, eine Untersuchung zur Situation der Sportvereine in Münster durchzuführen. Der Band enthält umfangreiche Daten aus der schriftlichen Befragung von 120 Sportvereinen. Er umfasst Beschreibungen und Analysen zu allgemeinen Vereinsdaten und speziellen Daten der Mitgliederstruktur, zum Sportangebot, zur Finanzsituation, zur Nutzung und zum Besitz von Sportanlagen. Als zusätzliche Untersuchungsgegenstände werden die kommunale Sportförderung, das Management, die Organisationsstruktur und die Mitarbeitersituation beleuchtet und empirisch ausgewertet. Wo es möglich und sinnvoll war, werden die Ergebnisse mit Vergleichsdaten aus anderen Untersuchungen über Sportvereine in Beziehung gesetzt. Damit wird ein Einblick in den aktuellen bundesdeutschen Diskussionsstand und in die Forschungslage ermöglicht. Diese Studie ermöglicht empirisch fundierte und zuverlässige Aussagen über die gegenwärtige Situation der Sportvereine.


Winkler, J.: Das Ehrenamt. Zur Soziologie ehrenamtlicher Tätigkeit dargestellt am Beispiel der deutschen Sportverbände. 1988
Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft hat mehrere Forschungsprojekte gefördert, die sich mit Personalfragen der Sportorganisationen beschäftigen. In der Untersuchung Joachim Winklers über die ehrenamtlichen Funktionsträger bzw. Funktionäre in den Sportverbänden verbindet sich die Zielsetzung, einen Beitrag zur Theoriebildung auf einem bislang wenig bearbeiteten Gebiet zu leisten, mit der praktischen Relevanz der Untersuchungsergebnisse für Fragen der Gewinnung und des Einsatzes von Führungskräften in den Sportorganisationen. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde eine Fülle empirischer Materialien mit Hilfe standardisierter schriftlicher Interviews, mündlicher Experteninterviews und der Analyse unterschiedlichster Dokumente zusammengetragen.


Schulz, Bernhard: Ehrenamt in Deutschland
22 Millionen Deutsche haben es: Ein Ehrenamt

22 Millionen Deutsche engagieren sich ehrenamtlich in ihrer Freizeit. So lautet das Ergebnis einer Untersuchung des Forschungsinstitutes Infratest Burke im Auftrag des Bundesfamilienministeriums.

Vor zwei Jahren gab es nach Angaben des Bundesfamilienministeriums nur zwölf Millionen Ehrenamtliche. Fast eine Verdoppelung seit 1998.

Wie läßt sich das erklären?

"Es gibt keine klare Definition für das Ehrenamt", erklärt Prof. Dr. Thomas Rauschenbach von der Universität Dortmund. "Hilfsweise" werden die folgenden Kriterien angelegt: Freiwillig, unentgeltlich, regelmäßig, für andere und in einem organisatorischen Rahmen muß man sich engagieren, um dem Prädikat "ehrenamtlich" genüge zu tun. Aber zahlreiche Ausnahmen bestätigen diese Regel: Funktionäre der Kassenärztlichen Vereinigung erhalten für ihr Ehrenamt teilweise sechsstellige Beträge. Und was ist mit dem Fußballspieler, der einmal im Jahr, also regelmäßig, für andere, einen Kasten Bier zum Sommerfest mitbringt? – Er erfüllt alle Kriterien. Und zahlreiche Selbsthilfegruppen bereiten ihre Treffen zwar ehrenamtlich vor, aber natürlich auch, um sich selbst zu helfen. Infratest Burke hat dieses Definitionsproblem übergangen und die Befragten kurzerhand selbst entscheiden lassen, ob sie sich als Ehrenamtliche bezeichnen. Daher dürften die Ergebnisse eher etwas hoch gegriffen sein.

Dennoch liefert die Untersuchung eine ganze Reihe interessanter Erkenntnisse:
Im Sozialen und Gesundheitsbereich sind zwei Drittel aller Engagierten weiblich – aber insgesamt sind mit 55 Prozent die Männer führend beim Engagement.

Im Durchschnitt werden für jede ehrenamtliche Aktivität knapp 15 Stunden monatlich aufgewendet. Unter Berücksichtigung der nicht unüblichen "Ämterhäufung" ergibt sich daraus ein durchschnittlicher Zeitaufwand von 23 Stunden im Monat. Insgesamt sind Personen mit besserer Bildung, guten Beruf und finanzieller Absicherung stärker engagiert. 40 Prozent der bislang nicht Engagierten geben an, durchaus ein Ehrenamt übernehmen zu wollen. Ein erhebliches "Potential", auf das nicht zuletzt die bundesweit rund 150 Freiwilligenagenturen schielen. Sie fungieren quasi als "Arbeitsamt" für Ehrenamtliche von der Beratung über die Vermittlung bis hin zu Begleitung und Qualifizierung.

Sport :
Sport ist ein wichtiger Teil des kulturellen und sozialen Lebens. In den rund 95.000 Sportvereinen mit fast 26 Millionen Mitgliedern sind rund 2,5 Millionen Ehrenamtliche tätig. Darüber hinaus gibt es noch eine große Zahl von Personen, die Freiwilligenarbeit leisten, ohne ein "Amt" zu besitzen. Die Tätigkeitsfelder im Sport kann man unterscheiden nach der Art, der Form, dem Inhalt und der Zielgruppe. Der Inhalt der ehrenamtlichen Tätigkeit hängt nicht nur von der entsprechenden Sportart und der

Art der Tätigkeit ab, sondern auch von der Zielgruppe. Die Zielgruppen im Sport entsprechen der gesamten Bandbreite der Gesellschaft. Freiwilliges Engagement für Kinder und Jugendliche ist daher genauso möglich, wie die Arbeit mit Senioren oder Behinderten. Auch frauenspezifische Tätigkeitsbereiche gibt es im Sport, ebenso wie man sich innerhalb der Sportorganisationen für die Umwelt engagieren kann.

Die "typischen" ehrenamtlichen Tätigkeitsgruppen des Sports sind Übungsleiter/innen, Trainer/innen, Kampf- und Schiedsrichter/innen sowie Organisationsleiter/innen. Diese Aufgaben bedürfen aber zumeist einer Qualifikation, die eine z.T. längerfristige Ausbildung und ein Zertifikat - eine Lizenz - voraussetzt. Jedoch steht der Weg dorthin im Prinzip jedem offen, der daran interessiert ist.

Der Abschluss einer sportartbezogenen Ausbildung ist allerdings nicht notwendig eine Voraussetzung für ehrenamtliches Engagement. Denn ohne Helfer/innen und Betreuer/innen, ohne die Mitwirkung von Freiwilligen bei Veranstaltungen wäre der Sport nicht denkbar. Und nicht zuletzt sind viele sportlich Begeisterte im wahrsten Sinne des Wortes "ehrenamtlich" tätig – und zwar in den Vorständen der Vereine und Verbände.

Unterfelder:
Ø Organisationsleiter/innen
Ø Schieds- und Kampfrichter/innen
Ø Übungsleiter/innen

Organisationsleiter/innen:
Ob als Schriftführer oder Kassenwart - Organisationsleiter/innen sind in den Sportvereinen und -verbänden überall dort zu finden, wo es die nicht immer einfachen, mitunter auch "undankbaren" leitenden oder verwaltenden Funktionen zu besetzen gilt. Konkrete Einsatzmöglichkeiten für ehrenamtliche Organisationsleiter/innen können sein: Abteilungsleitung, Schriftführung, Kassenführung, Öffentlichkeitsarbeit, Vereins- und Verbandsführung. Für diese Aufgaben bieten die Landessportbünde, die Sportverbände sowie die Führungs- und Verwaltungs-Akademie Berlin des Deutschen Sportbundes Ausbildungslehrgänge an, die mit dem Erwerb einer Organisationsleiter-Lizenz (in drei verschiedenen Stufen) abgeschlossen werden. Auch wenn die Lehrgänge nicht unbedingt Voraussetzung für die Ausübung einer organisierenden oder leitenden Tätigkeit im Verein sind, so bilden sie doch zum einen eine gute Grundlage für eine qualifizierte Arbeit. Und zum zweiten ist der Nachweis einer Lizenz fast immer notwendig für die Zahlung bzw. Bezuschussung von Aufwandsentschädigungen aus öffentlichen Fördermitteln.

Schieds- und Kampfrichter/innen:
Sportliche Wettkämpfe, ob beim Fußball oder beim Radsport, könnten ohne sie nicht stattfinden - Kampf- und Schiedsrichter/innen sind in den meisten Sportarten unverzichtbar. Obwohl sie fast ausschließlich ehrenamtlich arbeiten, werden an ihre Tätigkeit dennoch erhebliche zeitliche und qualitative Anforderungen gestellt. Dass sie dafür Fachwissen, eine Menge Geduld, aber auch pädagogische Fähigkeiten benötigen, ist selbstverständlich. Viele erfüllen sich damit ihren Traum, bei bedeutsamen Wettkämpfen dabei zu sein, der ihnen vielleicht als Aktiver versagt blieb. Kampf- und Schiedsrichter/innen werden sportartspezifisch von den Sportverbänden ausgebildet und erhalten, ebenso wie die Organisations- und Übungsleiter/innen, hierfür zumeist eine Bestätigung in Form einer Lizenz. Allerdings kann man für kleinere Aufgaben auch "unlizenziert" tätig werden. Beträchtliche Unterschiede weist die Höhe der Zahlung von Aufwandsentschädigungen auf, die stark von der "Bedeutung" der Sportart und des Wettkampfes abhängig ist.

Übungsleiter/innen:
Ehrenamtliche Übungsleiter/innen und Trainer/innen sind das unverzichtbare Rückgrat des organisierten Sporttreibens. Ohne sie wäre eine sportliche Betätigung in fast allen Vereinen nicht denkbar. Ihre Tätigkeit umfasst die Anregung zur Betätigung im Breitensport und die Gestaltung eines sportartübergreifenden oder sportartspezifischen Bewegungsangebotes. Übungsleiter/innen arbeiten mit allen Altersgruppen, vom Kind bis zum Senior. Auch der spezielle Einsatz im Präventions- und Rehabilitationssport ist möglich. Ehrenamtliche Trainer/innen gestalten darüber hinaus die leistungs- und wettkampforientierte Betätigung in einer Sportart. Auch für diese ehrenamtliche Tätigkeiten gibt es Ausbildungslehrgänge, die von den Sportverbänden und den Landessportbünden angeboten werden und sowohl sportspezifische als auch allgemeine Inhalte umfassen. Die dabei erworbenen Lizenzen sind nicht unbedingt Voraussetzung für die Tätigkeit eines Übungsleiters. Allerdings ist deren Nachweis in den meisten Fällen ebenfalls notwendig für die Zahlung bzw. Bezuschussung von Aufwandsentschädigungen aus öffentlichen Fördermitteln.

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